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Vom Gold der Inka in den Treibstofftank

Der Mais

Wir verdanken viele Pflanzen: Kartoffeln, Paprika und Gurken, die heute aus unseren Küchentöpfen nicht mehr wegzudenken sind, der südamerikanischen alten Welt. So trat auch der Mais als wichtiges Grundnahrungsmittel der indigenen Bevölkerung Südamerikas mit den Spaniern den Eroberungszug nach Europa an.

Die Mayas, Atzteken und der Mais

Die Mayas verehrten Nun Nal Yeh als Maisgott und als drittes Kind des ursprünglichen Schöpferpaares. In der Mythologie wurde der Mensch aus Mais erzeugt und damit wurde dem Mais nicht nur als Grundnahrungsmittel eine besondere Bedeutung gegeben. In den Augen der Mayas stirbt in der Aussaat des Maises der Maisgott, steigt hinab in die Unterwelt und wird im Keim der Pflanze wiedergeboren.
Auch die Azteken verehrten in Cinteotl einen Maisgott, der auch als Fruchtbarkeitsgott verehrt wurde und als Gegenstück zu Nun Nal Yeh gilt.
Es ist davon auszugehen, dass zahlreiche Kulturen im heutigen Südamerika Maiskulte pflegten. Die Darstellung der Götter gestaltete sich aufgrund der Fruchtbarkeit meistens jugendlich, geschmückt mit Maiskolben und unterschiedliche Opferrituale rankten sich um das Thema Mais und Fruchtbarkeit.

Die Inka und der Mais

Antonio de la Calancha, ein spanischer Geschichtenschreiber überlieferte folgende Geschichte zur Entstehung des Mais.
Pachacamac eine Schöpfergottheit der Inka, der in diesem Mythos als Sohn der Sonne bezeichnet wurde, erschuf ein Menschenpaar, den ersten Mann und die erste Frau. Allerdings hatten beide keine Nahrung und so verstarb der Mann bald. Die Frau bat den Sonnengott um Hilfe und dieser schwängerte mit seinen Sonnenstrahlen die Frau, welche nach 4 Tagen einen Sohn gebar. Pachacamac wurde eifersüchtig und tötete den Sohn, und nutze seine Körperteile, um Land und Nahrung zu schaffen. Als er seine Zähne in den Erdboden pflanzte wuchs daraus bald der erste Mais. Aus den Rippen und Knochen wuchsen Yuccaknollan (Maniok) und aus dem Fleisch wuchsen Fruchtbäume und weiteres Gemüse. Aus dem Penis und den Nabel erschuf er einen neuen Sohn mit dem Namen Vichama oder Villama.

In einem anderen Ursprungsmythos wird erzählt, dass sich die Ahnen, aus der Höhle des Berges Tabo Toco Pacaritambo stammend, auf den Weg machten, um fruchtbares Land zu suchen und eine Hauptstadt zu errichten. Zur Prüfung der Bodenbeschaffenheit verwendeten sie einen goldenen Stab, den sie in den Boden steckten.
Nach jahrelanger Suche warfen Sie vom Berge aus den goldenen Stab wie einen Speer in das Tal von Cuszco. Der gesamte Schaft des Stabes versank ins Erdreich. Diese Tatsache und ein Regenbogen, der sich über dem Tale zeigte, ließen Sie das ersehnte Land erkennen. Im Tal von Cuszco legten die Ahnen das erste Maisfeld an. Das erste Maisfeld wurde von Mama Huaco einer der Ahnenschwestern bestellt. Nach ihrem Tod wurde ihr Körper als Mumie einbalsamiert. Es war die Aufgabe der Menschen diese Mumie zu bewahren und Chicha (Maisbier) herzustellen.

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Chicha, das Spuckbier aus den Anden

Der Mais bildete bei den Inka und auch im modernen Peru noch eine wichtige Nahrungsgrundlage. Die Inka erzeugten Teigknödel aus Maismehl und Chicha, ein aus Mais gebrautes Bier, das sowohl als Getränk als auch als wichtige Opfergabe verwendet wurde. Chicha wurde der Erdmutter Pachamana geweiht, und in Ritualen zur Erhaltung oder Förderung der Fruchtbarkeit auf dem Boden vergossen und im Anschluss getrunken.

Mais enthält viel Stärke und damit diese Stärke in Zucker umgewandelt werden konnte, erzeugten die Inka Fladenbrot aus Mais, das sie kauten und wieder ausspuckten. Durch die Enzyme des Speichels konnte die Stärke in Zucker umgewandelt werden, der dann zu Alkohol vergoren werden konnte. Heute wird der Zucker erzeugt, indem der Mais zum Keimen gebracht (Mälzen) wird oder durch künstlich erzeugte Enzyme.

Auch heute gibt es im Heiligen Tal in Peru eine Chicha Tradition, neben der alkoholfreien Variante wird das alkoholische Chicha de jora oft in illegalen Bars in Hinterhöfen verkauft. Ähnlich wie bei unseren Heurigen werden diese Chicherias durch ein rotes Tuch oder eine rote Flagge gekennzeichnet.

 

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Chicha de jora
Rezept

Man bringe Maiskörner zum Keimen, um die Stärke in Zucker zu verwanden (Mälzen). Danach wird der Mais in Tüchern oft mit Pfefferkörner getrocknet. Die getrockneten Körner werden anschließend zu Maismehl verarbeitet.

Gemeinsam mit Gerstenmalz wird eine Maische angesetzt, die je nach Rezept länger gekocht wird um den Zucker zu lösen. Das anschließen daraus gewonnene Bierkonzentrat (upi genannt) kann je nach Geschmack mit Chili, Minze, Fenchel oder Zimt verfeinert werden.

Der Gärprozess kann beginnen.

Biologie des Mais

Der Mais wird in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich bezeichnet: Mais, Kukuruz, Türk Woaz, Woaz. Man nimmt an dass der Begriff Mais vom Wort „mahiz“ aus der Sprache der Taíno-Arawak-Indianer auf den karibischen Inseln abgeleitet wurde.

Wir gehen davon aus, dass der Ursprung des Mais vor über 7000 Jahren im Rio Balsas Becken in Zentralmexiko liegt und mit den Schiffen von Christoph Columbus nach Europa kam und sich von dort aus über Spanien und die Türkei in die gesamte Welt verbreitete.

Wir kennen ihn als goldgelbe Kolben, die wir wie Gemüse zubereiten, deren Süße wir allerdings wie die von Obst genießen. Mais ist biologisch weder zu Obst noch zu Gemüse zu zählen, sondern ist eine Süßgrassorte, deren Samen wir essen.

Mais ist eine einjährige krautige Pflanze deren Kolben (Fruchtstand) unterschiedliche Farben haben kann. Das Spektrum reicht von weiß über gelb bis hin zu violett.

Die Pflanze wird bis zu 3.6 Meter hoch und braucht guten humusreichen Boden, der stark beansprucht wird. Die Wurzeln reichen tief in den Boden und vertragen keinen Wassermangel.

Zubereitung des Mais

Der Mais wird meist wie Gemüse zubereitet und gegessen. Als Columbus den Mais nach Europa brachte freute sich Europa über die Pflanze, bereitete aber den Mais lange Zeit falsch zu. Im 17. Jahrhundert wurden vermehrt Hautausschläge und Demenzen festgestellt, die auf die Mangelerkrankung Pellagra zurückzuführen waren, welche auf Grund einseitiger Ernährung mit Mais entstand.

Erst viel später im Jahre 1970 entdeckte ein Chemiker die wahre Ursache, warum diese Krankheit in Europa so verbreitet war, in Südamerika aber so gut wie gar nicht auftrat.

Das Geheimnis lag in der Zubereitung. Die Europäer mahlten die Körner wie Mehl, die indianische Bevölkerung bereitete den Mais in einer Kalklösung eingeweicht und dann gekocht zu. Erst dadurch wurde das Niacin aufgeschlossen und wertvolle B-Vitamine verfügbar gemacht.

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Rezept meines Großvaters

  • Wasser oder Milch nach Gefühl
  • eine kleine Tasse voll Polenta (Maisgrieß) (ca. 100g)
  • etwas Salz oder Zucker
  • etwas Butter

Wasser oder Milch mit Polenta mit Salz oder Zucker zu einem Brei verkochen. Die Konsistenz kann dabei mit mehr oder weniger Wasser beeinflusst werden. Die süße Variante kann noch mit Zimt gewürzt werden.

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Energieträger, Tierfutter, Kunststoff und Genmais

Vorerst sei gesagt: Wir Menschen, die wir in den Industrienationen leben, entziehen mit unserem Hunger nach Energie, Fleisch und Kunststoff ärmeren Menschen die Lebensgrundlage. Tatsache ist, dass der Mais vor allem in vielen ärmeren Ländern der Erde das wichtigste Grundnahrungsmittel ist und immer teurer und damit für die Menschen unleistbar wird!

Bei uns allerdings landet nur noch wenig Mais tatsächlich in den Kochtöpfen, obwohl Mais auf dem größten Teil der gesamten Agrarfläche weltweit angebaut wird. Es wird soviel Mais produziert wie noch nie. Vor allem Amerika gilt als der größte Maisproduzent. Dort wird die Hälfte des angebauten Mais nicht für Nahrung verwendet, sondern für die Herstellung von Ethanol, die andere Hälfte des geernteten Mais landet in den Futtertrögen der Tiere. Der hohe Fleischkonsum in Amerika und in Europa und der steigende Fleischkonsum der chinesischen Mittelschicht treiben die Nachfrage in die Höhe. Dabei muss bei der Produktion von einem Kilogramm Fleisch mit einer Futtermenge von 3kg Mais gerechnet werden.

Auch im Europäischen Raum wird eine beachtliche Menge an Mais für die Gewinnung von Energie verwendet, entweder als Biosprit oder als sogenanntes Biogas. Biogasanlagen, die früher dazu dienten, an Bauernhöfen anfallende Abfälle weiter zu verwerten, wurden staatlich subventioniert und ausgebaut. Die Nachfrage nach geeigneten Rohstoffen stieg und so kam es, dass auch aus wirtschaftlichen Interessen mehr und mehr Mais den Weg in die technischen Anlagen fand.
Dazu wird die gesamte Maispflanze geschreddert und vergoren, das dabei entstehende Methangas wird als Biogas für die Erzeugung von Wärme und Strom verwendet, in Deutschland fast ein Viertel der Anbaufläche.

Wie Kartoffeln und Getreide kann auch Mais auf Grund des hohen Stärkeanteils dazu verwendet werden, um Kunststoffe, sogenannte Biopolymere, herzustellen. Diese Kunststoffe sind mit Hilfe von Pilzen, Mikroorganismen oder Enzymen in Wasser, Kohlendioxyd und verrottbarer Biomasse abbaubar. Damit wird unser Gewissen erstmals beruhigt und das Wegwerfen von Einwegbesteck aus Bioplastik fällt uns leichter, weil ohnehin alles biologisch abbauber ist. Aber mal ehrlich: Wer braucht eine vegane kompostierbare  Bioplastiksalatgabel, wenn der Preis dafür hoch ist: Wir verantworten damit unterernährte Kinder in anderen Teilen der Erde.

Nicht nur der steigender Fleischkonsum, die steigende Nachfrage nach Energie und nach im ersten Augenblick das Gewissen beruhigende Biokunststoffen, treiben die Preise in die Höhe, sondern auch die Spekulationen an der Börse. Was ursprünglich dazu gedacht war, um die Preise des Getreides auf dem Markt stabil zu halten, wird zunehmend für Spekulationen verwendet, was den Maispreis noch weiter in die Höhe treibt und fette Gewinne in den Kassen der Investoren verspricht. Der Preis für Mais hat sich in den letzten Jahren übrigens verdreifacht.

Ein hoher Preis führt dazu, dass für die Steigerung des Ertrages mehr Geld in die Hand genommen wird. Konventionelle Monokulturen brauchen viel an Herbiziden und Pestiziden. Die Lösung der Industrie: Resistenter Mais gegenüber Herbiziden und Schadinsekten wird mit genveränderten Maßnahmen im Labor hergestellt: Transgener Mais verspricht höhere Gewinne, beutet den Boden noch mehr aus und macht oft abhängig von bestimmten Düngemittel und Herbiziden. Die Folgen für die Ökologie werden wissenschaftlich wegdiskutiert.
Was als Lösung gegen den Hunger der Welt verkauft wird, oder als ökologische Variante zur Einsparung von Düngemittel und Pflanzenschutzmittel, entpuppt sich mehr und mehr als als Mittel zur kapitalistischen Gewinnmaximierung. Der Hunger der Welt ändert sich dadurch nicht.

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Mais als Katzenstreu

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Mais als Kunsttoff

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Mais als Energieträger

Aufruf
Der Mais ist dem Gold der Inka gleich. Der Mais hat Respekt verdient. Nutzen wird die Anbauflächen um allen Menschen Nahrung zu geben. Bewahren wir die Ehrfurcht vor der Schöpfung und verhindern wir genetische Experimente deren Ausgang wir nicht einmal erdenken können. Fassen wir die Kraft unsere Gier nach Fleisch, nach Kunststoff und Energie zu besiegen. Nutzen wir die Börsen wieder dazu, um die Preise für Nahrungsmittel stabil und leistbar zu halten.

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